Mark VI

erstellt von Sebastian Schuster zuletzt verändert: 09.11.2014 19:11

Mark versuchte immer noch Dr. Kandelier zu beruhigen:
„Kettendrohnen wurden ursprünglich für den Einsatz im offenen Feld konstruiert. Mit der Kampfwertsteigerung fünf haben sie akzeptable Stufensteigeigenschaften, können aber bei weitem nicht mit Menschen mithalten. Die größere Gefahr ist gerade stolpern und fallen.“
Seine Schutzperson schien nicht überzeugt zu sein. Er hastete weiterhin die Treppen hinunter und nahm zwei bis drei Stufen auf einmal. Mark blieb nichts übrig als hinterher zu springen. Die Zielperson aus den Augen zu verlieren war keine Option.
„Ich vertraue der Panzerung meines Fahrzeuges mehr als den Treppenstufen.“
Das Erreichen des Fahrzeuges markierte das Ende der Mission. In Gedanken freute sich Mark bereits auf das Debriefing. Er fragte sich, wie seine kleine Stunteinlage bei den Trainern ankommen mag. Es gab bestimmt Abzug, weil er die Zielperson einer Gefahr ausgesetzt hatte. Auf der anderen Seite hatte er ihn aus einer aussichtslosen Lage befreit: Leben geschützt, Auftrag erfüllt. Volle Punktzahl. Und wenn nicht, allein für den Blick in den Augen der Trainer war es das wert. Dr. Kandelier wartete auf einem Absatz vor der Tür zum Parkdeck. Die Wand war blau gestrichen und in großen Buchstaben stand darauf „P1“. Herr Kandelier zeigte auf die Tür. Mark nickte. Er öffnete die Tür ohne seinen Körper hindurch zu bewegen. Vorsichtig warf er einen Blick durch die Öffnung. Das Parkdeck war verlassen und leer. Einzig Dr. Kandeliers schwarzer BMW stand in ca. 15 Metern Entfernung auf seinem Parkplatz direkt vor der Tür des Aufzugs. Normalerweise stand das Parkdeck wahrscheinlich voller Fahrzeuge, doch es war Sonntag und die Mitarbeiter mit ihren Familien in den Bergen – und mit ihren Autos. Mark winkte seiner Schutzperson zu. In der kurzen Pause schien Dr. Kandelier seine Würde wieder gefunden zu haben. Mit der Grazie eines Millionenmoguls schritt er auf sein Auto zu. Mark blieb an seiner Seite.

Hoffentlich konnte er das verhasste Geräusch der Kunststoffketten schnell vergessen.

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