Business As Usual, pt. 1

erstellt von Sebastian Schuster zuletzt verändert: 13.06.2012 16:22

Markos Telefon klingelte das vierte Mal diesen Vormittag. Das vierte mal zeigte sein Bildschirm einen unbekannten internen Kontakt an. Ein kurzes "Not again" kroch ihm über die Lippen, dann nahm er den Anruf an.

"Marko Schmidt-Kazül, Cultural Connection Management."
"Hallo Marko, gut, dass ich sie erwische. Thomas Reiterhuber aus dem Produktmarketing fürs Merchandising hier."
"Hallo Herr Reiterhuber, wie kann ich Ihnen helfen?"
Marko hasste es beim Vornahmen gesiezt zu werden. Leider war es in dieser Firma üblich. Sein Nachname schien dabei nicht zu helfen.
"Mir wurde gesagt, sie haben den Überblick über die Beziehungen der verschiedenen Subkulturen."
"Das ist unser täglich Brot."
"Gut, wir haben eine Gallery veröffentlicht und bekommen daraufhin negatives Feedback. Eine Splittergruppe scheint erzürnt über eines der Bilder zu sein. Wir sind uns nicht ganz sicher aber es scheint etwas mit dem Abzeichen der Edge-Sport-Bewegung zu tun zu haben."
"Können sie mir der Einfachheit halber einen Link zur Veröffentlichung schicken?"
"Aber sicher, eine Sekunde."

Kurz darauf erschien ein Link zu einem Social Media Beitrag auf Markos Schirm. Als er den begriff Edge-Sport gehört hatte, war er vom Schlimmsten ausgegangen, aber diese Typen aus dem Marketing überraschten ihn wiedereinmal.

"Ah ich sehe schon."
"Wir haben einen Agenten angesetzt, alle Feedback-Kanäle zu sperren."
"Ja, ich sehe das. Wer hat das angeordnet?"
"Das... das war ich."
"Wieso zum Bitkonverter... gut.. wenn ich das richtig sehe, haben sie noch keinen Kommentar des Unternehmens hinterlassen."
"Nein, wie dachten, dass es..."
"Danke. Das is alles was ich wissen muss. Bitte unternehmen sie vorerst weiter nichts. Ich melde mich gleich bei Ihnen."
"Vielen Dank."

Marko kappte die Verbindung, aus diesem Typen war sowieso nichts sinnvolles mehr herauszubekommen. Als Marko gesehen hatte, dass das Merchandising die Ankündigung eines neuen Produkts mit einem Mädchen in Öztech-Klamotten online gestellt hatte, war ihm sowieoso klar, was lief. Die Edge-Sport Bewegung hatte letztes Jahr Öztech als ihre Marke entdeckt. Öztech hatte versucht daraus Kapital zu schlagen und Produkte in einer Linie vorgestellt, die mehr Leute ansprechen sollte. Die Klamotten waren gut und so wurde Öztech über Nacht der Trend der Saison. Doch der Geschmack der Sport-Edgies klebte immer noch an ihnen. Und die Sport-Edgies hatten so ein Problem mit den Core-Gamern, eine der wichtigsten Zielgruppen von RRZZAA. Und die Core-Gamer waren gut und schnell. Marko suchte einen seiner besten Kontakte zu den Core Gamern und chattete ihn an.

MZuel:> hey kay,
kaynee:> Hey Marko
kaynee:> so ein zufall
MZuel:> Jeah, kannst Dir ja denken.
kaynee:> mmmh nee nicht so richtig was los
kaynee:> hehe
MZuel:> unow, die Meldung hat das RRZZAA-Merschandising ohne Rücksprache losgelassen vorhin. einer der Pfosten, die keine Blogs lesen.
MZuel:> Kannst Du mich auf den Stand bringen, was der Talk bei den Cores ist.
kaynee:> dachte mir schon dass es nicht von dir kommt
kaynee:> komm doch einfach in unsren kanal
kaynee:> die jungs flippen total aus
kaynee:> 91.131.45.12 port 9988 PW WB211/z
MZuel:> Kannst Du mir 'n log schicken vorher. ich will nicht unvorbereitet in die Schlangengrube springen
kaynee:> sry pal, das is gegen die Regeln
MZuel:> k, sek. kriegst gleich 'n Request.

Marko würde sich relativ unvorbereitet in das Gespräch mit einem Haufen aufgeregter und aggressiver Vipern stürzen müssen. Das ist unangenehm, aber absolut notwendig, bevor er die Feedback-Kanäle öffnen würde. Core-Gamer waren heikel. Sie hassten es, wenn man ihnen ihre Feedback-Kanäle dichtmachte. Und sie waren ungeduldig. Gerne hätte er dem Chat eine Weile gelauscht, um ein Gefühl zu kriegen, wie sie drauf waren nach dem Vorfall. Aber auch das hassten sie. Er nahm einen Schluck aus seiner Cola und schickte den Contact-Request seines mir2100-Clients ab.

Diese Vollpfosten aus dem Merchandising.

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