Als sie in der Schlange standen, begannen sie von dem Ball etwas zu spüren. Erst dachte Yalcin, das Brennen im Magen käme vom nicht imer ganz frischen Fleisch aus Hannes’ Dönerbude. Dann aber zog langsam ein Kribbeln vom Magen in die Richtung seiner Gliedmaßen. In ihm stieg die Vorfreude auf den Bewegungsdrang, auf die Euphorie hoch. Er schaute das Publikum um sich an, versuchte zu erkennen, wie die anderen drauf waren. Es war eine kuriose Mischung aus schüchterenen Nerds, die verloren in ihren Netpacks nichts von ihrer Umgebung mitbekamen und Musikbegeisterten in LED Shirts, die extra für dieses Konzert passende Artoos geladen hatten. Yalcin fiel eine Frau auf, die hinter ihnen stand. Sie hatte ungewöhnlich viel an für ein Szenemädchen. Er meinte das Logo eines islamischten Streetfashionlabels auf ihrem Mini-Sari erkennen zu können. Entweder der Ball sprach mit ihm oder sie war tatsächlich außergewöhnlich hübsch. Er erwischte sich dabei, wie er sie viel zu lange anstarrte. Zum Glück war sie in ein Gespräch mit einem Freund vertieft, der gerade die Ports seines Netpacks für den Kartenscan freizugeben schien. Er wandte seinen Blick ab und seine Gedanken wieder der Vorfreude zu. Er dachte an den Moment, an dem sie in den Club kommen würden. An die Musik.
Er packte Joe am Arm und schaute ihm mit großen Augen an:
“Alter, was wenn wir nicht rein kommen?”
An Joes schrägem Lächeln konnte er erkennen, dass auch er schon was spürte. Aber Joe spielte immer noch den Playboy. Bevor er antwortete, atmete er laut mit herablassendem Ausdruck.
“Pffff. Du kommst manachmal auf Gedanken, Yal”.
Joe hatte Recht. er musste Recht haben. Er hatte auch Recht damit, die Balls in seiner WG zu nehmen und sie nicht auf der Straße rum zu tragen. Wobei im Moment war sich Yalcin nicht sicher, ob eine Nacht in Haft nicht doch besser war als auf einen Ball durch Giesing zu streunen ohne laute Musik zu hören.
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