Das Haus

erstellt von Manuel Reinhardt zuletzt verändert: 02.06.2014 16:28

Andrew stand in der Zeppelinstraße. Es war dunkel. Er stand dort, wo normalerweise das unscheinbare Mietshaus stand, in dem er wohnte. Jetzt stand da ein Anwesen mit Erkern und Türmchen und einem weitläufigen Garten. Andrew trat durch das verschnörkelte Gartentor auf das Haus zu. Links und rechts von ihm wucherten Gebüsche. Auch zwischen seinen Füßen rankten sich dornige Äste. Je näher er dem Haus kam, desto dichter wurde das Gestrüpp und desto langsamer kam er vorwärts. Das Haus schien jetzt noch weiter weg zu sein als es von der Straße aus ausgesehen hatte. Als er zum Haus sah, meinte er, einen Schemen in einem der Fenster auf der linken Seite zu sehen. Er wandte sich nach links und hatte das Gefühl, dass das Gestrüpp etwas leichter nachgab. Trotzdem kostete ihn jeder Schritt unglaubliche Anstrengung. Seine Füße verfingen sich in Dornen, Äste schlugen ihm ins Gesicht. Meistens sah er nur einen Teil des Hauses, immer wieder verlor er es ganz aus den Augen. Er kämpfte sich weiter. Er musste ins Haus hinein. Es fiel ihm gar nicht ein, sich zu fragen, warum. Ihm war einfach völlig klar, dass er hinein musste. Endlich erhaschte er wieder einen Blick auf ein Fenster. Er hielt geradewegs darauf zu, schob Äste zur Seite, trat Gestrüpp zu Boden, und plötzlich war er hindurch. Er stand direkt vor dem Haus. Die Tür war nirgendwo zu sehen, aber ein Fenster war ganz in der Nähe. Er ging darauf zu. Obwohl keine Büsche mehr zu sehen waren kam er immer noch nur langsam voran. Das Fenster war sehr hoch in der Wand; er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um hinein sehen zu können. Drinnen war es noch dunkler als draußen. Er konnte so gut wie nichts erkennen. Er griff mit beiden Händen nach dem Fensterbrett und zog sich ein Stück hoch. War da in der Ecke wieder ein Schemen? Eine Gestalt in blau? Plötzlich rutschte seine Hand vom Fensterbrett ab, er verlor den Halt und fiel, fiel und fiel, immer weiter in die Tiefe.

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