Hagen

erstellt von Manuel Reinhardt zuletzt verändert: 05.12.2015 17:59

Der vermeintliche Kater zog sich nur widerwillig zurück, und Andrew schwankte den ganzen Tag lang zwischen Euphorie über das neue Spielzeug und dem Wunsch, sich mit einer großen Packung Aspirin unter mehreren Decken zu verkriechen. Als Hagen ihn am frühen Abend anschrieb, war er mehr als nur bereit, die Arbeit für heute ruhen zu lassen.

Franklyn11:> sgehtab
Bishop:>     son kopf kipp gleich weg xp
Franklyn11:> runde bier/sambuca pilgrim
Bishop:>     positiv
Franklyn11:> regerplatz halbe std
Bishop:>     bisdann

Als Andrew den üblichen Treffpunkt nahe der Tramhaltestelle Regerplatz erreichte wartete Hagen schon auf ihn. Er grinste und winkte, kam auf Andrew zu und schloss ihn in die übliche kraftvolle Umarmung. Hagen konnte fester zudrücken als man auf den ersten Blick glaubte. Er war klein und schmächtig und sah seinem Namensvetter aus der germanischen Mythologie so gar nicht ähnlich. In den dürren Armen versteckte sich dennoch eine Menge Kraft, aber sein größtes Potential verbarg sich unter seinen struppigen braunen Haaren. Dort waren Scharfsinn und Kreativität mit Verhandlungsgeschick und Planungsgabe gepaart. Das Startkapital, das er aus dem Familienvermögen bezogen hatte, hatte er in einen kleinen, inzwischen gut laufenden Hardwareladen mit Werkstatt gesteckt. Er stellte Equipment nach Kundenwünschen zusammen und erfüllte mit Freude auch ausgefallene Anfragen, besorgte Bauteile, die es noch nicht oder längst nicht mehr geben sollte und verband Geräte, die nie zum Verbinden gedacht waren. Andrew hatte ihn bald nachdem er nach München gekommen war kennengelernt und sie hatten sich von Anfang an blendend verstanden.

"Machst langsam schlapp, was?" fragte Hagen mit neckendem Spott. "Den Abend gestern noch nicht ganz ausgeschlafen?" Andrew zuckte betont lässig mit den Schultern. "Möcht dich mal nach 26 Sambuca sehen." Hagen lachte herzlich. Zusammen gingen sie durch die Grünanlagen und kleinen Straßen Richtung Silberhornstraße, wo das Pilgrim sie erwartete. "Hast du Gravity mal wieder gesehen?" fragte Hagen nach ein paar Minuten. "Wie sieht's aus mit euch Zweien?" Andrew seufzte. "Du fragst Sachen. Nein, hab seit ner Weile nicht gehört. So bis vor zwei, drei Wochen ging schon was. Dann war sie mal wieder plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Aber du kennst sie ja, für Bindung war sie noch nie so zu haben... und ich wohl auch nicht unbedingt. Aber seit dem letzten Mal hab ich schon verdammt viel an sie gedacht." Hagen knuffte ihn in die Seite. "Keine Ausflüchte, Mann. Hör auf mit dem Bindungs-Blabla und schnapp' sie dir! In Wirklichkeit will sie's doch auch." Andrew verdrehte die Augen. "Wenn du bei der Arbeit die Dinge auch nur halb so sehr vereinfachst, frage ich mich, wieso du nicht nach einer Woche pleite gegangen bist."

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